Samstag, 29. August 2015
Worte von Pfarrer Heinrich Guth (1829-1889)
"Wir haben keine bleibende Stadt" (Hebr. 13, 14), drum: Stehe auf! Nimm den Pilgerstab in die Hand, richte deine Augen und Schritte nach der Stadt Gottes dort oben und hüte dich sorgfältig, dass du dich nicht unterwegs von Nebelbildern täuschen lässt. Du hast ja wohl schon gehört von den Luftspiegelungen in der Wüste? Der Wanderer sieht da auf einmal eine herrliche Gegend, schattige Bäume, klare Bäche und Seen. Voll Freude geht er darauf zu und verlässt den rechten Weg; er geht und geht, kommt aber nicht zum Ziel und sieht endlich, verirrt und abgemattet, dass alles nur eine Täuschung war.
Lass du dich auf der Wanderung durch die Wüste des Erdenlebens nicht in die Irre führen durch die nichtigen Gebilde der irdischen Güter, Genüsse, Freuden und Ehren, die dem Herzen keine wahre Ruhe geben und in der Todesstunde wie ein Nebel zerrinnen.
Behalte stets das Ziel im Auge und gehe die Straße, die da heißt "die richtige". Dort oben, ja dort oben, da ist des Christen Welt! Ruf' dir täglich zu: "Stehe auf und iss". Bloß leibliche, irdische Nahrung hilft dir nichts. Der Seele gibt nur das Himmelsmanna Kraft und Stärke auf dem Weg zum himmlischen Jerusalem. "Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit". (Joh. 6, 58).
Die Hand aufs Herz! Bist du reisefertig, heißt 's bei dir wirklich: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir"? (Hebr. 13, 14).
(H. Guth, Pfarrer)