Mittwoch, 9. Februar 2022

Den Blumen keine Träne



Lauter kleine Blumenbeete

reihen sich auf Friedhofsgrund,

blühen von der Morgenröte

bis zur stillen Abendstund'.


Über Blüten fliegt das Leben,

summt und surrt in muntrer Zahl.

Weinend steht der Schmerz daneben,

und frisst Herz und Seele kahl.


Und die Blümlein flüstern sachte

zu der trauernden Gestalt:

"Wenn dein Mund doch wieder lachte ...

Sieh, auch wir vergehen bald.


Und dann reißen deine Hände

uns aus unsrem Muttersand.

Doch für unser rasches Ende

ist kein Trauerflor gespannt.


Achtlos wirfst du uns beiseite,

selbst, wenn wir noch blühend sind.

Weinend stehst du gestern, heute,

du betrübtes Menschenkind,


Tod und Sterben zu beklagen,

aber fern von Achtsamkeit

ziehst du uns aus bunten Tagen

und bedenkst nicht unser Leid.


Blümlein sind wir, farbenfrohe.

Gottgeschaffen, klein und fein.

Voller Leben, bis man rohe

trennt uns von dem Sonnenschein.


Frische Blumen, bunte, neue,

werden dann aufs Grab gepflanzt.

Nun sind jene an der Reihe,

dass der Tau auf ihnen tanzt.


Niemand weint um all die Blüten,

die dem Grab einst Schmuck und Zier.

Unsre Botschaft gilt 's zu hüten:

gar nichts ist für immer hier ..."


© Bettina Lichtner