Mittwoch, 27. Mai 2015
Vorm Jungfernflug
Wie traurig doch der Vogel sang,
weil ihm ein Kind zum Nest rausfiel.
's war so ein Schmerz in diesem Klang.
So herzzerreißend das Gefühl ...
Das Kind, noch eh es flügge ward,
hinabgestürzt und ausgehaucht ...
Und wieder schlug die Stunde hart.
Und wieder hat es Trost gebraucht.
Noch eben hielt die junge Brut
so hungrig seinen Schnabel her.
Nun liegt es da im jungen Blut,
und schreit und trällert nimmermehr.
Die zarten Federn - noch ein Flaum.
Die Äuglein gerade aufgemacht,
da wurde aus dem süßen Traum
mit einem Male schwarze Nacht.
Der ganze Stolz des Elternpaars -
hinfort vorm ersten Jungfernflug.
Alleine Gottes Wille war 's,
der 's kleine Ding gen Himmel trug ...
(c) Bettina Lichtner