Sonntag, 31. Mai 2015
In Träumen
In Träumen bin ich heldenhaft
auf Turm und Berg geklettert,
mit Rittermut und Löwenkraft.
In Träumen hab ich 's leicht geschafft,
und jede Angst zerschmettert.
Ich kletterte hinauf zu dir
in ungezählten Nächten.
Du öffnetest die Himmelstür
und warst so liebevoll zu mir.
Ich hätt' 's nie missen möchten.
In Träumen, da bezwang ich gern
die allerhöchsten Höhen,
allein, um dich auf deinem Stern
nun endlich einmal nah statt fern
im Engelskleid zu sehen.
Erst wenn der Wecker morgens schlug,
war 's aus mit meinen Träumen.
Dann kam des Tages Eilzug,
der mich in Windeseile trug
aus allen Himmelsräumen.
Ich bin ein Freund des Tages nicht.
Der Nacht gehört mein Sehnen.
Ja, wenn die dunkle Nacht anbricht,
liegt mir ein Lächeln im Gesicht.
Ihr Traum wird mich verwöhnen.
Fürwahr, ihr Traum ist Goldes wert.
Ihr Traum bringt dich mir wieder.
Ein Traum, der mir allein gehört.
Es ist der Tag nur, der mich stört.
Nun träumt, ihr müden Lider ...
(c) Bettina Lichtner
Freitag, 29. Mai 2015
A nicht ohne B
Regen auf den Pflastersteinen?
Tränen sind 's, von mir geweint.
Und die Sonne will nicht scheinen,
denn die Nacht wird mir zum Freund.
Jäh getrennt sind unsre Herzen.
Will zurück ins alte Land.
Kann es nimmer je verschmerzen,
dass der Weg sein Ende fand.
Meiner Zukunft fehlen Farben.
Ohne dich ist alles grau.
Ob die Wunden je vernarben,
ach, das weiß ich nicht genau.
Denn sie reißen immer wieder
durch Erinnerungen auf.
Kraft- und mutlos sind die Glieder.
Und die Zeit nimmt ihren Lauf ...
Leben. Sterben. Sterben. Leben.
Immerfort "Hallo", "Adé".
A kann 's ohne B nicht geben.
Und dem Jubel folgt das Weh.
(c) Bettina Lichtner
Donnerstag, 28. Mai 2015
Kein Zucker mehr
Oh, du honigsüße Zeit,
bist mir also jetzt genommen.
Bitter schmeckt mir nun das Leid,
welches übers Land gekommen.
Wie ein schlecht gewürztes Mahl
liegt das Leben mir im Magen,
und bereitet eine Qual,
wie es kaum mehr zu ertragen.
's ist kein Zucker mehr im Krug.
Alle Freude ist verdorben.
Früchte gab es noch genug,
doch der Baum ist abgestorben.
Abgestorben. Jung und früh.
Lange vor den reifen Ständen.
Ich leb' weiter. Irgendwie.
Noch mit Honig an den Händen -
von der honigsüßen Zeit,
der man mich so jäh beraubte,
gerade als die Herrlichkeit
noch an bunte Träume glaubte.
(c) Bettina Lichtner
Mittwoch, 27. Mai 2015
Vorm Jungfernflug
Wie traurig doch der Vogel sang,
weil ihm ein Kind zum Nest rausfiel.
's war so ein Schmerz in diesem Klang.
So herzzerreißend das Gefühl ...
Das Kind, noch eh es flügge ward,
hinabgestürzt und ausgehaucht ...
Und wieder schlug die Stunde hart.
Und wieder hat es Trost gebraucht.
Noch eben hielt die junge Brut
so hungrig seinen Schnabel her.
Nun liegt es da im jungen Blut,
und schreit und trällert nimmermehr.
Die zarten Federn - noch ein Flaum.
Die Äuglein gerade aufgemacht,
da wurde aus dem süßen Traum
mit einem Male schwarze Nacht.
Der ganze Stolz des Elternpaars -
hinfort vorm ersten Jungfernflug.
Alleine Gottes Wille war 's,
der 's kleine Ding gen Himmel trug ...
(c) Bettina Lichtner
Dienstag, 26. Mai 2015
Ich komm dir näher
Zwei Blümlein sah ich, zugetan
im innigen Liebkosen.
Da ging mein Sinnen himmelan,
und heitere Prognosen
durchzogen die Gedanken,
bis sie ins Herz mir sanken ...
Das Heitere in meinem Sinn?
Ich will 's dir offenbaren:
Mir war, dass ich geflogen bin
hinauf zu Gottes Scharen,
hinauf, um dich zu finden,
der Trauer zu entschwinden.
Liebkosen wollt' ich gleichfalls dich,
wie 's hier die Blümlein taten.
Ich träumte gar, dass du und ich
das Paradies betraten,
zu tanzen zwischen Halmen,
bis uns die Herzen qualmen ...
Wir wirbelten vom Glück erfüllt
von einem Stern zum andern.
Es war ja so ein süßes Bild,
mit dir durchs All zu wandern.
Wie glücklich es mich machte -
das Heitre, das ich dachte.
Noch steh' ich einsam in der Welt,
die du schon längst verlassen.
Die Freude auf das Himmelszelt,
will mich komplett erfassen.
Ich komm' dir langsam näher.
Tagtäglich flieh' ich höher ...
(c) Bettina Lichtner
Montag, 25. Mai 2015
Er tut sein Bestes
Ein Quäntchen nur vom tapfren Mut,
mit welchem du dein Leid durchschritten,
tät' meiner armen Seele gut,
die nun vom bösen Geist geritten.
Der sitzt auf seinem Sattel und
jagt unentwegt mit Weh und Klagen
mir durchs Gemüt wohl Stund um Stund,
und lässt mich schwer am Abschied tragen.
Schickt Tränen her und quält mich so,
und lässt mich traurig sein und bleiben.
Sein Wort ist hart, sein Walten roh.
Er will mich gänzlich einverleiben.
Dein Tod hat ihn hervorgebracht.
Er nutzt die Gunst, mir schwer zu schaden.
Urplötzlich ist er aufgewacht
und hat mein Herz mit Pein beladen.
Ich wünschte mir ein Quäntchen Mut,
dem bösen Geist die Stirn zu bieten.
Ich weiß, dass Gott sein Bestes tut,
mich vor dem Abgrund zu behüten ...
(c) Bettina Lichtner
Sonntag, 24. Mai 2015
Zwecklos
Wär' mir doch die Macht gegeben,
dass ich dich erwecken könnt',
dass sich unser beider Leben
unterm Himmel wieder fänd' ...
Aber ach, die Menschen lachen!
Ächten mich mit Hohn und Spott.
"Tote wieder lebend machen -
das allein vermag nur Gott.",
rufen sie mit lauten Stimmen.
Laut ihr Ruf und wahr ihr Wort.
Sollt' ich diesen Spöttern grimmen,
die mir lauern hier und dort?
Mögen sie mir doch verzeihen,
dass ich träumte von der Macht,
dich des Todes zu befreien,
der mir solches Leid gebracht.
Bin ein Mensch nur. Ohne Mächte.
Mich zu fügen, ist Gebot.
Wenn ich 's auch gern ändern möchte,
zwecklos ist 's. Denn tot bleibt tot.
(c) Bettina Lichtner
Abonnieren
Posts (Atom)