Samstag, 2. November 2019
Unter dem Schirm des Höchsten
Psalm 91, 1.2
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg; mein Gott, auf den ich hoffe.
Der 91. Psalm trägt in manchen Bibeln die Aufschrift: Trost in Sterbensgefahr. Es ist ein Lied starken Gottvertrauens, das sich in Gottes Schutz geborgen weiß. In vielen Schlachten hat es sich an manchem als rechter Soldatenpsalm erwiesen. In den Wettern des Krieges und in der Angst der Zeit hat es die draußen Kämpfenden und die in der Heimat Zurückgebliebenen unter den Schutz des allmächtigen Gottes gestellt, der in Christo unser Vater ist. Wer im Glauben sich mit ihm zusammenbindet, der hat ein starkes Geleit und einen sicheren Helfer. Unzählige haben das erfahren. Dass sie in allen Gefahren des Krieges bewahrt blieben, preisen sie als ein Wunder der Gnade.
Und die andern? Die gefallen sind und mit gebrochener Gesundheit heimkehrten? --- Wir stehen mit unserem Psalm im Alten Testament, wo die Gewissheit, irdisch und leiblich bei Gott geborgen zu sein, als die höchste Kraft des Gottvertrauens gepriesen wird. Aber wir im Neuen Testament kennen ein noch tieferes Lied, jenes hohe Lied des Glaubens, und wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen; dass auch der Tod uns nicht von Gottes Liebe scheiden kann. "Wo der Herr ein Haus erschüttert, das mit kindlichem Vertrauen auf diesen Fels seiner Zusage gebaut war, --- ist nicht ewiges Leben länger, höher, reicher als das längste Leben? Sind die Deinen dir vorangegangen, rüste dich auf den Heimgang. Des Herrn Hand hat's getan; so halte dich fest an seiner Hand, die keine grausame ist; des Herrn Kraft wird in deiner Schwachheit mächtig sein."
Zu dir, Herr, flüchten wir uns. In deinen Schutz bergen wir uns. Deiner Gnade getrösten wir uns. Lebend und sterbend wissen wir uns in deiner Hand. Ach, hilf uns zur Seligkeit. Amen.
(c) Dr. Paul Conrad, Theologe, 1865-1927