Der Efeu, dem die feste Stütz' entzogen,
dran er gewohnt war, sich hinaufzuschwingen,
er schwankt und wankt, und statt emporzudringen,
fühlt er zum Boden sich zurückgezogen.
Die Seele, die vom Sinnenreiz betrogen
den Trieb sich lässt ins Irdische verschlingen,
muss unbefriedigt in Gedanken ringen
und rastlos, haltlos auf- und niederwogen ---
Bis dass sie sich zum Lebensbaume flüchtet,
dem Stamm des Heils, an ihm sich zu erheben,
die Wurzeln wie den Wipfel ihm verkettet.
Sie sieht, an diesem Pfeiler aufgerichtet,
den Vater wieder, der zum ew'gen Leben
von Anfang sie erschuf und ewig rettet.
(c) Vittoria Colonna (1492-1547)