Die Linien des Lebens sind verschieden,
wie Wege sind und wie der Berge Grenzen.
Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen
mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.
© Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Die Linien des Lebens sind verschieden,
wie Wege sind und wie der Berge Grenzen.
Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen
mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.
© Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Meine Seele nur erfüllet
tiefer namenloser Schmerz,
und der Liebe Trostwort stillet
nicht mehr mein tief bewegtes Herz.
Einsam hier zurück geblieben,
wein' ich den Verlor'nen nach.
Euch, Ihr Teuren, werd' ich lieben,
bis verstummt mein letztes Ach ...
Bis mich dort auf besserm Sterne
meiner Kinder Blick begrüßt.
Keine Trennung nah und ferne,
nur der Wonne Zähre fließt.
Bis mit zartem Engelflügel
sie geschmückt mein Auge sieht,
Blicke sich in Blicke spiegeln,
flüsternd tönt der Harfe Lied.
Wann erscheinst du, heil'ge Stunde?
Bleib, ach bleib nicht gar zu fern!
Zu der Tugend schönem Bunde
glänzet dann der Liebe Stern.
© Dieses lyrische Werk entstammte der Feder eines anonymen Verfassers, der über den Tod seiner Kinder klagte, welche am 3. Januar und am 10. Februar 1835 ins Himmelreich eingingen. Das handschriftliche Original befindet sich in meinem wohlbehüteten, persönlichen Besitz.
Die Blumen sehnen sich nach Tau
und die Saaten nach Regen;
mit Sehnsucht drängt die Erdenau
sich dem Himmel entgegen.
Die Sehnsucht nach dem Himmelslicht
treibt in die Höh' die Bäume;
dem Christen genügt die Erde nicht,
sein Herz sucht höhere Räume.
© Friedrich Rückert (1788-1866)
Lass nur die Wetter wogen!
Wohl übers dunkle Land
zieht einen Regenbogen
barmherzig Gottes Hand.
Auf dieser schönen Brücke,
wenn alles wüst und bleich,
gehn über Not und Glücke
wir in das Himmelreich.
© Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Einen kenne ich,
wir lieben ihn nicht.
Einen nenne ich,
der die Schwerter zerbricht.
Weh! Sein Haupt steht in der Mitternacht,
sein Fuß in dem Staub,
vor ihm weht das Laub
zur dunklen Erde hernieder.
Ohne Erbarmen
in den Armen
trägt er die kindlich taumelnde Welt;
Tod, so heißt er,
und die Geister
beben vor ihm, dem schrecklichen Held.
© Clemens Brentano (1778-1842)
Sieh'! Welche lachenden, lieblichen Räume!
Grünender Rasen, blühende Bäume;
jegliches Grab ein Blumenbeet.
Unten die modernden Totengrüfte,
oben die schmeichelnden Frühlingslüfte,
von dem Dufte der Rosen durchweht.
Dürfte man wohl die Verwesung schmücken,
dürfte von Gräbern man Blumen pflücken,
wenn in dem Tode nur wäre der Tod?
Aber weil in dem Tod ist das Leben,
dürfen aus Gräbern sich Blumen erheben,
wie aus Nächten das Morgenrot.
© Franz Theremin (1780-1846)
Müder Glanz der Sonne!
Blasses Himmelsblau!
Von verklung'ner Wonne
träumet still die Au.
An der letzten Rose
löset lebenssatt
sich das letzte, lose
bleiche Blumenblatt.
Goldenes Entfärben
schleicht sich durch den Hain;
auch Vergehn und Sterben
deucht mir süß zu sein.
© Karl Gerok (1815-1890)
Wenn der Herrgott eines Tages sagt: "Komm zu mir", dann bleibt einem nur das, was man im Leben verschenkt hat.
© Robert Stolz (1880-1975)