Mittwoch, 28. Dezember 2016
Liedtext von B. Schmolck
Ich sterbe täglich, und mein Leben
eilt immerfort zum Grabe hin.
Wer kann mir einen Bürgen geben,
ob ich noch morgen lebend bin?
Die Zeit geht hin, der Tod kommt her;
ach wer nur immer fertig wär!
Ein Mensch, der sich mit Sünden träget,
ist immer reif zu Sarg und Grab;
der Apfel, der den Wurm schon heget,
fällt endlich unversehens ab.
Der alte Bund schließt keinen aus,
mein Leib ist auch ein Totenhaus.
Es kann vor Abend anders werden,
als es am Morgen mit mir war;
den einen Fuß hab ich auf Erden,
den andern auf der Totenbahr.
Ein einz'ger Schritt ist nur dahin,
wo ich der Würmer Speise bin.
Es schickt der Tod nicht immer Boten,
er kommet oft unangemeld't
und fordert uns ins Land der Toten.
Wohl dem, der Haus und Herz bestellt,
denn ewig Unglück oder Glück
hängt nur an EINEM Augenblick.
Herr, aller Herren, Tod und Leben
hast du allein in deiner Hand;
wie lange du mir Frist gegeben,
das ist und bleibt mir unbekannt.
Hilf, dass ich jeden Glockenschlag
an meinen Abschied denken mag.
Ein einz'ger Schlag kann alles enden,
wenn Fall und Tod beisammen sei'n.
Doch schlage nur mit Vaterhänden
und schließ in Christi Tod mich ein,
dass, wenn der Leib zu Boden fällt,
die Seel' an Jesu Kreuz sich hält.
Vielleicht kann ich kein Wort mehr sagen,
wenn Auge, Mund und Ohr sich schleußt;
drum bet' ich bei gesunden Tagen:
Herr, ich befehl' dir meinen Geist.
Verschließen meine Lippen sich,
so schreie Jesu Blut für mich.
Kann ich nicht segnen mehr die Meinen,
so segne du sie, Herr, für mich,
und wenn sie bittre Tränen weinen,
o Tröster, so erbarme dich
und lasse der Verlassnen Schrei'n
durch deinen Trost erhörlich sein!
Dringt mir der letzte Stoß zum Herzen,
so schließe mir den Himmel auf,
verkürze mir des Todes Schmerzen
und hole mich zu dir hinauf,
so wird mein Abschied keine Pein,
zwar eilig, dennoch selig sein.
(Benjamin Schmolck, 1672-1737)
Sonntag, 11. Dezember 2016
Sehnsucht nach der Urheimat
"Gott ist der Urquell des Lichts und Lebens, der Inbegriff alles Glücks. Der menschliche Geist ist ein losgeschlagener Funke seines Wesens und kann nur in der Rückkehr zu ihm wahres Glück finden. Allem Geschaffenen wohnt unbewusst eine Sehnsucht nach seinem Ursprung, nach seiner Urheimat inne. Aus diesem Zug des Zusammengehörigen entspringt irdisches und himmlisches Heimweh. Die Seele sucht über dem Staub der Erde ein Vaterherz; ihre Sehnsucht hält sie mit diesem unsichtbaren Wohltäter verbunden. Im Gebet, in den gottesdienstlichen Übungen, in der heiligen Schrift sucht sie die Sprossen der Leiter, die sie himmelwärts tragen. In dem Wandel nach seinem Willen beweist sie dem Unsichtbaren ihre Liebe."
(Friedrich Polack)
Samstag, 10. Dezember 2016
Es spricht der Trost ...
"Ich will die Traurigen umschlingen!",
spricht uns der Trost so zart und sacht.
"Ich will in ihre Herzen dringen,
um dieses Fünkchen Liebe ringen,
dass sich ein Feuer draus entfacht.
Die Traurigen, ich will sie halten,
wenn tiefer Schmerz sie niederbeugt.
Droht ihre Seele zu erkalten,
dann will ich wie die Sonne walten,
die königlich der Nacht entsteigt.
Es gilt, die Traurigen zu stützen
im Augenblick der höchsten Not.
Dann möchte ich zur Seite sitzen,
sie vor dem Abgrundtiefen schützen
und vor dem innerlichen Tod.
Den Traurigen die Tränen küssen,
was gibt es Schönres auf der Welt?
Sie in Geborgenheit zu wissen,
und nicht vor lauter Gram zerrissen,
.... wie der Gedanke mir gefällt ...
Die Traurigen durchs Dunkle führen,
ein Licht zu sein - welch' eine Ehr'!
Sie zu umarmen, wenn sie frieren,
damit sie wieder Leben spüren,
und Mut und Hoffnung und noch mehr ...
Und für die Traurigen zu beten,
dass der Allmächtige sie liebt.
Vor Gott mit ihnen hinzutreten,
er möge ihre Wunden löten,
ach, wie viel Freude mir das gibt ...
(c) Bettina Lichtner
Donnerstag, 8. Dezember 2016
Himmelan
"Sie haben ihn mit uns geliebt. Sie haben ihn mit uns beweint und freuen sich nun auch mit ihm über die ewige Freude, die seiner Seele nach kurzen, aber heißen Tagen gereicht wird, zum Trost für alle Leiden und Schmerzen, über den himmlischen Frieden, den das brennende Sehnen auf Erden gesucht hatte. Von mir darf ich Ihnen nichts sagen, denn ich würde erröten zu klagen, während ich meinen geliebten Bruder in dem seligen Lande der Ewigkeit weiß, und dennoch bin ich so schwach, um nicht meine Blicke auf mein vereinzeltes Leben zu richten und die Trauer zu besiegen. Wie sollte ich auch das frohe kindliche Lebensglück noch erwarten, da der Glanz, die Freude und der Stolz meines Lebens entschlafen ist, und nun einsam, wie die Ranken ohne Stütze, meine Hoffnungen hin und her sich wiegen . . . .
Doch nein! Nicht hin und her, h i m m e l a n , wo ich alles, alles wiederfinde, zieht das Band der Liebe mich fortan, in das Land, wo das namenlose Sehnen gestillt ist, und die stille Träne getrocknet wird. Ja, der Schmerz ist gut."
(Helene zu Mecklenburg, Herzogin von Orleans)
Mittwoch, 7. Dezember 2016
Zitat von Corrie ten Boom
"Das Leben ist unsterblich, die Liebe ist ewig. Der Tod ist nur ein Horizont. Und ein Horizont ist nur die Begrenzung unseres Sehvermögens."
(Corrie ten Boom)
Abonnieren
Posts (Atom)