Samstag, 30. Juli 2016

Herzlich dankte sie Gott ...


Louise Henriette, die fromme Gemahlin des großen Kurfürsten von Brandenburg, die Dichterin des herrlichen Lieds: "Jesus, meine Zuversicht" starb 1667. Der Gedanke an die Trennung von ihrem Gatten kam sie hart an. Ebenso ging 's dem Kurfürsten. Herzzerreißend war ihr Abschied von den Kindern, bei dem nur sie in hoher Ruhe blieb. Sie segnete sie und entließ sie dann. Ihrer Dienerschaft dankte sie für ihre Liebe und Treue, bat ihnen etwaige Beleidigungen ab, empfahl sie der Obhut Gottes und der Treue ihres Gemahls. Am vorletzten Tag ihres Lebens empfing sie den Hofprediger Stosch mit den Worten: "Es ist mir lieb, eines Dieners Christi Ansprache zu vernehmen. Der Prozess, den der Herr mit Elia gehalten, worin Er ihn einen Sturm, ein Beben der Erde und ein Feuer hat erfahren lassen, ist auch über mich ergangen; nun hoffe ich, es werde auch ein sanftes Sausen nachfolgen, Er werde mir mit Gnade und Hilfe erscheinen." Herzlich dankte sie Gott für Seine Führungen, während sie selbst nie mit sich zufrieden gewesen war. Stosch musste mit ihr aus dem 42. Psalm beten. Als er am andern Tag sie wieder besuchte, bat sie ihn und die anderen zu beten. Er bat zuerst um leibliche Hilfe, als er fortfuhr, wenn Gott es anders beschlossen habe und statt des Zeitlichen das Ewige darreichen wolle, da hob sie ihre gefalteten Hände höher und betete brünstiger. Als Stosch sie fragte, ob sie fühle, dass Gott ihr gnädiger Vater sei, antwortete sie mit einem deutlichen JA! Dann schlief sie ruhig ein.

(Pfarrer Heinrich Guth)


Psalm 42:

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht, denn man sagt zu mir den ganzen Tag: "Wo ist nun dein Gott?" Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke, wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, mit Jubel und Dank in feiernder Menge. Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue. Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich, im Jordanland, am Herbon, am Mizar-Berg. Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin. Bei Tag schenke der Herr seine Huld; ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Fels: "Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt?" Wie ein Stechen in meinen Gliedern ist für mich der Hohn der Bedränger; denn sie rufen mir ständig zu: "Wo ist nun dein Gott?" Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.