Freitag, 23. Januar 2015
Kleines Täubchen
's lag ein Täubchen auf den Steinen,
dessen letztes Stündlein schlug.
Keiner wollte es beweinen,
denn der Mensch ist sich genug.
Keiner wollte es begraben.
Und die Elstern wittern Fraß,
ebenso die schwarzen Raben.
Armes Täubchen. Bist nun Aas.
Hast doch eben noch geflattert
und so allerliebst gegurrt.
Doch der Tod hat dich ergattert
und dich fest an sich gezurrt.
Durch die Federn streicht nun leise
noch der kalte Winterwind.
Kleines Täubchen, gute Reise.
Alles endet, was beginnt.
Deine Seele fliegt ins Blaue.
Deinen Körper frisst man auf.
Wenn ich 's gar so recht beschaue:
's ist der immerforte Lauf ...
(c) Bettina Lichtner