Sonntag, 30. November 2014

Unterm Eis



Schickt die Seele Hilfeschreie,
bildet sich ein Flüchtlingstreck.
Lauter scheinbar so getreue
Freunde sind in Eile weg.

Sie verschwinden schnell und feige.
Ihnen ist mein Schmerz zu viel.
Dass ich auch noch Tränen zeige,
ist der Grund fürs Abschiedsspiel.

Und man lernt zu unterscheiden,
wer der Falsche, welcher echt.
Muss der Mensch erst bitter leiden,
eh er merkt, wer gut, wer schlecht?

"Oh, Ihr Heuchler. Hisst die Leinen!
Zieht nur fort. Ich halt' Euch nicht.
Ohne Euren Trost zu weinen,
gibt dem Schmerz noch mehr Gewicht.

Eure trügerischen Herzen
hätt' ich nimmer je durchschaut,
hätten nicht die tiefsten Schmerzen
dieses falsche Eis getaut ..."



(Bettina Lichtner)

Samstag, 29. November 2014

für alle, die einen Freund verloren haben ....


friends will be friends forever and ever ...

Freitag, 28. November 2014

Wohin?



Entschuldigen Sie, ich hab' mich verrannt.
Ich suche den Weg in das glückliche Land.
Ich hab' dort so kostbare Zeiten verbracht.
Und nun ist es fort - über Nacht. Über Nacht ...

Ich find' nicht zurück. Ich weiß nicht wohin.
Wie einsam, verloren, verwirrt ich doch bin.
Kein Stadtplan der Welt, der den Rückweg mir zeigt.
Und wen ich auch frage, er schweiget. Er schweigt ...

Ich gehe nach hier, ich gehe nach dort.
Ich klopfe an Türen. Man scheucht mich hinfort.
Kein Einlass für einen, der alles verlor.
Ich kam mir noch niemals verlassener vor.

Als gäb' es kein Licht, kein Licht auf der Welt.
Als wären die Wege mir alle verstellt.
Als stünden Dämonen vorm glücklichen Land.
Ich brauche nichts mehr, als die weisende Hand ...


(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 25. November 2014

Lange vorher



Alle seid Ihr Tod-Verdränger!
Ja, er jagt die Angst ins Mark.
Doch hört zu und bleibet stark:
Eure Atemluft wird enger!!

Euer Lebensweg wird schmaler.
Keiner weiß, wie viel ihm bleibt.
Während Ihr die Zeit vertreibt
und Euch zankt um schnöde Taler,

naht das Ende unausweichlich.
Doch Ihr lebt so schnell und wild
wie des Teufels Ebenbild,
und verprasst die Stunden reichlich.

Hat die letzte dann geschlagen,
oh, wie groß ist das Geschrei.
Was vorbei ist, ist vorbei.
Fortan heißt es: Flügel tragen.

Ihr Verdränger! Seid besonnen!
Gebt der Wahrheit ihren Platz.
Merkt Euch diesen einen Satz:
"Euer Sterben hat begonnen ...."

Die Befruchtung birgt im Grunde
Leben zwar, doch auch den Tod.
Mensch, du bist ein Idiot,
nutzt du nicht die Gunst der Stunde.



(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 23. November 2014

Bunte Innenwelt



Erinnerungen wiegen schwer!
Ich trag' sie pausenlos umher,
verfange und vergesse mich,
und treffe untenwegt auf dich.

Ich denk' an dich beim Glockenschlag.
Und auch den lieben langen Tag.
Es kam schon vor, dass ich im Schlaf
auf dich in meinen Träumen traf.

Sogar wenn ich beim Hausputz bin,
gehst du mir nicht mehr aus dem Sinn.
Und rühre ich das Mahl im Topf,
selbst dann bist du in meinem Kopf.

Bei jedweder Aktivität
ist es von morgens hin bis spät
(ob Sommer, Winter, Frühling, Herbst),
ja so, dass du die Seele färbst.

Du malst mich bunt von innen aus.
Holst das Vergangene heraus
und zauberst mit dem alten Licht
mir stets ein Lächeln ins Gesicht.

Doch lieber hätt' ich - glaube mir -
dich lebend und leibhaftig hier.
Dein Tod hält nun den Geist in Schwung
mit kostbarster Erinnerung ...



(c) Bettina Lichtner

Samstag, 22. November 2014

Erst ich, dann ihr



Sagt es doch nur frei heraus,
was sonst hinterm Rücken munkelt:
Ja, ich halt es nicht mehr aus!
Meine Seele ist verdunkelt.

Und Ihr glaubt, ich übertreib'??
"Schon seit Jahren das Geheule ...."
Ihr erfahrt 's am eigenen Leib!!
Wartet nur! Nur eine Weile.

Wenn Ihr selbst in Trauer seid,
dann versteht Ihr mein Verkriechen.
Tragt erst selbst das schwarze Kleid,
und Ihr werdet selber siechen.

Ich bin 's dann, die Euch versteht.
Die 's vermag, Euch Trost zu spenden.
Was Ihr jetzt nicht wisst und seht,
wird schon bald den Sinn Euch wenden ...




(c) Bettina Lichtner

Freitag, 21. November 2014

Die Sekunden sind frei




Die Sekunden sind frei,
wer kann sie schon packen?
Sie fliegen vorbei
und sitzen im Nacken.
Kein Mensch kann sie fesseln,
kein Heer kann sie kesseln,
es bleibet dabei
die Sekunden sind frei ...

Ihr Streben ist uns fremd,
ihr Ziel nicht ergründlich.
Zuhauf angeschwemmt
und gar so empfindlich.
Sie kommen und gehen,
doch wer kann sie sehen?
Sie sind ja so scheu!
Die Sekunden sind frei ...

Ihr Schlag wird überhört.
Zu laut ist das Leben.
Wer schätzt ihren Wert?
Wer dankt all ihr Geben?
Sie wollen sich schenken.
Doch wir aber denken
ans goldene Heu.
Die Sekunden sind frei ...

Wir haben keinen Blick
für all die Sekunden.
Wer dreht sie zurück
mitsamt ihrer Stunden?
's wird keinem gelingen.
Sie tanzen und singen
und ziehen vorbei.
Die Sekunden sind frei ...



(c) Bettina Lichtner
(nach der Melodie "Die Gedanken sind frei")

Donnerstag, 20. November 2014

immer nachts



Keine Nacht mehr, da ich schlafe,
wie ich früher süßlich schlief.
Ich ertrage diese Strafe ....
seit der Tod dich abberief.

Ich lieg wach, und dreh und wende
meinen Leib nach hier und dort.
Träume keinen Traum zu Ende,
denn sie fliegen eiligst fort.

Tränen tränken meine Kissen.
Nur der Mond, der weiß Bescheid.
Diesen Schmerz ertragen müssen,
geht so tief und oft zu weit.

Bis der Wecker wieder läutet,
ist das Bett mir eine Last,
die mir kalten Schweiß bereitet,
und mir Zeit mit mir verpasst.

Tags weiß ich mich abzulenken.
Doch die Nächte sind ein Graus.
Muss dann immer an dich denken -
und so geht 's jahrein, jahraus ...



(c) Bettina Lichtner

Mittwoch, 19. November 2014

Hart im Nehmen




Ich halte Ausschau - Tag und Nacht,
nach dir, kann sein was will.
Nicht ein Moment bleibt unbewacht,
nein, ich verharre still.

Ich geb' die Hoffnung niemals auf,
dass du vom Himmel kehrst.
Ich ruf' so oft ich kann hinauf,
und weiß, dass du mich hörst.

Wir können nicht Getrennte sein!
Wer sowas sagt, der spinnt.
NEIN. DU BIST MEIN UND ICH BIN DEIN.
Der Klügere gewinnt ...

Ich setze mich ans Fensterbrett,
und schaue immerzu,
denn wen ich gerne wiederhätt',
bist du, nur du, nur du.

Ich halte Ausschau - früh bis spät.
Du kommst. Ich fühl 's genau.
Der Tod hat zwar das Leid gesät,
mein Herz jedoch ist schlau ...

Es hat sich nämlich ganz gefuchst
die Liebe fest bewahrt.
"So dass du, Tod, nun sparsam guckst.
Du siehst, ich bleibt hart."



(c) Bettina Lichtner

Montag, 17. November 2014

ihr & ich



Ja, für Euch geht 's einfach weiter .....
EUER Schmerz ist längst verraucht.
Mir jedoch ist er Begleiter
bis mein Atem nicht mehr haucht.

Ich kann nicht so einfach fliehen,
so wie Ihr es alle könnt.
Würd' die Freude mir doch blühen ....
Doch es ist mir nicht vergönnt.

Ihr könnt zwischendrin vergessen.
Ich jedoch vergesse nie.
Meine Seele ist zerfressen,
Eure tänzelt spät und früh.

Diese schicksalshafte Stunde
hat das Herz mir ruiniert.
Euch jedoch hat sie im Grunde
nur am Anfang noch schockiert.

Mittlerweile seid Ihr alle
wieder drin im alten Trott.
Ich jedoch steck' in der Falle
und bin innerlich bankrott.

Euer Lachen hätt' ich gerne
und den unbeschwerten Blick.
Ob ich 's jemals wieder lerne?
Und die Zeit sitzt im Genick ...



(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 16. November 2014

Weiß nicht, warum



Was dein Tod mir abverlangt,
ist ja kaum mehr zu ertragen.
Meine Welt, sie wankt und schwankt.
Die Verständnislosen sagen,
dass beizeiten Ruhe kehrt,
weil mein Trauerspiel sie stört.

Wer mir nur die Kraft verleiht,
nicht am Schicksal zu zerbrechen?
Ja, vielleicht ist es die Zeit ...
Diese Zeit und ihr Versprechen,
dass sie alle Wunden heilt.
Wenn sie sich doch nur beeilt ...

Doch sie räumt sich Jahre ein,
meine Wunde zu behandeln,
denn der Schmerz schnitt tief hinein.
Durch ein finstres Tal zu wandeln,
ist ein schwerer, schwerer Gang.
Jeder Schritt ist unter Zwang.

Wundersam, dass ich es schaff'.
Dass ich nicht den Halt verliere.
Dass ich Mut zusammenraff'
und sogar noch Hoffnung spüre.
Denn im Grunde ist es so:
nichts mehr macht mich lebensfroh.

Trotzdem steh' ich an der Front
für den Kampf ums Überleben.
Hätt' mich gern im Glück gesonnt,
doch das Glück ....... wird 's nicht mehr geben,
nicht mehr so, wie es mal war.
Warum kämpf' ich Jahr um Jahr????????????




(c) Bettina Lichtner

Samstag, 15. November 2014

Bin mir fremd



Meine Seele ist so dünn,
dünn wie Pergamentpapier,
nur ein falsches Wort von dir,
und es rafft sie hin ...

Hast es ja nur gut gemeint,
doch ich brauche Zeit. Nur Zeit.
Ich bin lange nicht so weit,
wie 's nach außen scheint ...

Ja, ich weiß, du sorgst dich so.
Weil ich weine ohne End'.
Wenn ich doch den Liebsten fänd',
doch ich weiß nicht, wo ...

Seit er mir gestorben ist,
zieht 's mich immer mehr zurück,
denn da vorne liegt kein Glück.
Ich bin Realist ...

Wolltest trösten, aber ach,
ich lass keinen zu mir rein.
Gern will ich empfänglich sein,
doch ich bin zu schwach ...

Komisch, denn ich sehne mich
eigentlich nach deinem Wort,
und stattdessen lauf' ich fort.
Fremd ist mir mein ICH ...



(c) Bettina Lichtner


Freitag, 14. November 2014

Wollen wir tauschen?



Ach, die Welt, die rennt und jagt ...
Einer stirbt und laut geht 's weiter.
Traurigkeiten sind vertagt.
Und das Mitgefühl versagt,
denn man gibt sich lieber heiter.

Keine Zeit fürs andre Los.
Jeder ist sich selbst der nächste.
Jeder macht sich gerne groß.
Keiner legt Gefühle bloß.
Und die Taler sind das höchste ...

Weint da einer? Leidet wer?
Nur nichts sehen! Ja nichts sagen.
Ist das zwischenmenschlich fair?
Gibt es das denn gar nicht mehr:
eines andren Last zu tragen?

Denkt Ihr denn, der Schmerz versiegt,
wenn genügend Zeit verstrichen?
Glaubt Ihr wirklich, er verfliegt?
Glaubt Ihr, was so drückend liegt,
ist dann irgendwann gewichen?

Tragt doch nur mal meine Haut!
Meine Kleider, meine Schuhe!
Dass Ihr solche Mauern baut ....
Lebt nur weiter schnell und laut.
Ich zieh Kraft aus meiner Ruhe.



(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 11. November 2014

allein + stark



Liebe Freunde, lasst mich wissen,
was Euch in die Ferne trieb.
Schnell wart Ihr im Segelhissen,
als die Not sich mir verschrieb.

Einfach so das Feld zu räumen,
kaum dass mir die Träne rinnt,
lässt mich fast vor Ärger schäumen,
während Ihr an Land gewinnt.

Bin mir sogar selber böse,
dass ich mich so täuschen ließ.
Ob ich je davon genese,
dass die Freundschaft "Irrtum" hieß?

Jetzt, wo ich vor Kummer sterbe,
macht Ihr Euch aus allem Staub.
Eine zusätzliche Kerbe
schneidet der Vertrauensraub.

Liebe Freunde! Bleibt gestohlen!
Jetzt bin ich alleine stark.
Euch kann gern der Teufel holen.
Ach, ich gräme mich so arg ...



(c) Bettina Lichtner






Montag, 10. November 2014

Wenn der Trost sich dünne macht




Die Einsamkeit ..... so neu, so fremd.
Als ob das Leben hakt und klemmt.
Es geht nicht vorwärts. Stillstand. Halt.
Ich rufe in den Menschenwald:
"So helft mir doch. Ich bin allein.",
doch niemand will mein Retter sein.

Sie gehen weiter. Taub und stumm.
Sie drehen sich noch nicht mal um.
Ich seh' direkt ins Herz aus Eis,
und weil ich es nicht anders weiß,
verkriech' ich mich ins Schneckenhaus,
und komme hundert Jahr nicht raus ...

Es fällt nicht auf, wenn einer fehlt.
Es hat ja keiner nachgezählt.
Der Trauernde ist eh nur Last
in einer Welt, wo 's keinem passt,
wenn einer seine Tränen zeigt.
Der Welt ist 's lieber, wenn man schweigt.

Sie schreien NEIN, wenn du sie plagst
mit deinem Kummer, wenn du wagst,
den Schmerz auf einem Goldtablett
ins Licht zu tragen - breit und fett -.
Sie schreien NEIN, denn keiner will
vom anderen den Seelenmüll.

Vielleicht, vielleicht erkennen sie
(so ist des Lebens Ironie),
wenn sie in eignen Nöten sind,
wie schnell der Menschenkreis sich dünnt,
wenn man ein Wort des Trostes braucht ...
Wie schnell die Feigheit untertaucht ...



(c) Bettina Lichtner



Samstag, 8. November 2014

Mir fehlen die Worte



Alles das, was du mir warst,
kann kein Wort der Welt beschreiben.
Wenn du auf ein Wort beharrst,
müsste ich es schuldig bleiben.

Es ist schöner noch als schön,
süßer noch als alles Süße,
wie 's Gefühl beim Wiedersehn
und der Schmerz der Abschiedsgrüße.

Es ist wärmend und vertraut,
und es hebt dich in die Höhe,
dieses Wort, das Brücken baut.
Oh, wie ratlos ich doch stehe.

Denn, ach ja, was du mir warst,
kann kein Wort der Welt beschreiben.
Wenn du weiter drauf beharrst,
muss ich 's weiter schuldig bleiben ...



(c) Bettina Lichtner

Sonntag, 2. November 2014

Bunte Lichter




Der Himmel schickt Zeichen (wohl gegen die Angst).
Sind lauter so farbige Bögen.
Und wenn du nach weiteren Zeichen verlangst:
die Sonne folgt stets auf den Regen ...

Auf Erden ein ewiges schwarz oder weiß.
Der Himmel ist bunt und so heiter ...
Hier unten ein Drehen im dauernden Kreis,
den Himmel als stillen Begleiter.

Die lebenden Menschen bei Lebzeit schon tot.
Die Toten hingegen lebendig
in Herzen, den Seelen, im geistigen Boot.
Sie melden sich leise und ständig.

Sie schicken uns Zeichen. Wohl dem, der sie sieht.
Wohl dem, der auch weiß, sie zu deuten.
Die Toten sind nah, und - was  immer geschieht -
sie bleiben das Licht schwerer Zeiten.



(c) Bettina Lichtner