Donnerstag, 20. April 2023

Ertrage still ...


Sei stark, mein Herz! Ertrage still

der Seele tiefes Leid;

denk', dass der Herr es also will,

der fesselt und befreit.


Und traf dich seine Hand auch schwer,

in Demut nimm es an;

er legt auf keine Schulter mehr,

als sie ertragen kann!


Er weiß es, was das Beste ist,

er weiß es, er allein,

er weiß, dass du bekümmert bist,

drum gib dich mutig drein!


Was nützt dein Jammern? Fasse Mut !

Still' deiner Tränen Lauf,

sie stacheln nur des Schmerzes Glut

zu hellen Flammen auf!


Und wenn du Trän' auf Träne häufst,

und weinest Jahr um Jahr:

es kommt die Zeit, wo du begreifst,

dass alles Segnung war.



© Friedrich Halm (1806-1871)

Donnerstag, 13. April 2023

Liebevolles Schweigen


 

Trösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden.


© Otto von Leixner (1847-1907)

Mittwoch, 12. April 2023

Ungeweinte Tränen


 

Selig, wem die Träne rinnt,

dicht wie Regentropfen fallen.

Ungeweinte Tränen sind

wohl die schmerzlichsten von allen.



© Robert Eduard Prutz (1816-1872)


Montag, 10. April 2023

Jeder Pfad


 

Nun komme Lust und Leid

und Not und Tod ----

Ich weiß, mich führet

jeder Pfad zu Gott.



© Verfasser unbekannt

Mit stiller Stärke


 

Will die Seele dir verzagen

in der Leiden Übermaß,

wehre deinem Mund die Klagen

und bewahre dich vor Hass.


Lies des Kummers tiefe Zeichen

auf so manchem Angesicht,

deinem Leid wird manches gleichen,

und das einz'ge ist es nicht.


Nein, der Menschen Tränen quillen

rings, soweit die Sonne scheint,

und nur der kann Tränen stillen,

welcher bitter selbst geweint.


Trage drum mit stiller Stärke

all das Leiden, das dich kränkt;

zu der Liebe heil'gem Werke

ward es dir von Gott geschenkt.



© Ernst von Wildenbruch (1845-1909)

Der Tag ist schön


 

Oft denke ich: sie sind nur ausgegangen,

bald werden sie wieder nach Hause gelangen.

Der Tag ist schön, o  sei nicht bang!

Sie machen nur einen weiteren Gang.


Jawohl, sie sind nur ausgegangen,

und werden bald nach Haus gelangen.

O  sei nicht bang! Der Tag ist schön,

sie machen den Gang zu jenen Höh'n.


Sie sind uns nur vorausgegangen

und werden nicht hier nach Haus gelangen. 

Wir holen sie ein auf jenen Höh'n

im Sonnenschein. Der Tag ist schön!


© Friedrich Rückert (1788-1866)

Mittwoch, 5. April 2023

Extinctus amabitur idem

 



Dem Verlorenen folgt die Sehnsucht ...


© Quintus Horatius Flaccus (65 v.Chr. - 8 v.Chr.)

Sonntag, 19. Februar 2023

Die Zeit wird kommen ...


 

Es ist doch alles eitel und vergänglich, Sorge, Furcht, Hoffnung und zulezt der Tod. ---- Die Zeit wird kommen, wo sie uns auch in Leinen wickeln und in einen Sarg legen. Lasst uns tun, was wir dann gerne möchten getan haben, und unser Vertrauen auf Gott setzen!


© Wandsbecker Bote 

Freitag, 17. Februar 2023

Der Sensenmann


 

Man hat das deutsche Mittelalter auf der einen Seite gelästert und verleumdet als die finstere Zeit, man hat es auf der anderen Seite gepriesen und gefeiert als die goldene Zeit. Es war in Wahrheit weder das eine noch das andere. Aber es war groß. Und wenn es groß war im Irren und Fehlen, so auch und wohl noch mehr im Glauben und Lieben, im Dulden und Schaffen.

Das Mittelalter war ehrlich.

Darum nannte es die Dinge beim rechten Namen, mochte es auch derb klingen. So nannten auch die Künstler den Tod beim rechten Namen. Er war ihnen nicht ein trauernder Genius, ein Bruder des Schlafes, sondern der Sensenmann, das dürre Gerippe mit dem grinsenden Schädel, der Grausame und Boshafte, der kein Erbarmen kennt, der den angstvollen Menschen höhnend zum Tanz auffordert. So sahen sie ihn, und so stellten sie ihn dar in drastischer, unerbittlicher Ehrlichkeit. Sie verhüllten ihn nicht mit Blumen, sie zogen den letzten Schleier von einer Hässlichkeit. 

Das Mittelalter war stark.

Noch strotzte das Volk in ungebrochener Kraft, und die Nerven waren wie Stahl; auch die Seelen waren stark in kindlichem Glauben, den noch kein Zweifel angekränkelt hatte. Darum konnten sie den Anblick des unverhüllten, unverschönten Todes ertragen. Mit festen Augen schauten sie in Grab und Moder hinab, denn darüber schwebte ihnen das strahlende Kreuz in Siegesglorie. Eine ernste Bußpredigt war ihnen der Tod und eine tröstliche Verheißung. Sie konnten den Sensenmann nicht missen in ihrem Leben.

Das Mittelalter war ernst.

Es tändelte nicht mit der Zeit und vergaß nicht der Ewigkeit. Manches nahm es leicht, wie Kinder tun, woran wir schwer zu tragen haben, aber vieles nahm es bitter schwer und ernst, was unsere Zeit mit einem Scherz abtun möchte. Das Mittelalter nahm das Leben ernst und auch das Sterben. Es dachte oft an den Tod, darum wollte es den Sensenmann viel vor Augen haben. Die Leute standen mit dem Tod auf Du und nannten ihn Gevatter.

Das Mittelalter war lebensfroh.

Bei alledem -- und warum auch nicht? Die Leute dachten viel an den Tod und bauten, als wenn es für die Ewigkeit sein sollte. Werke unternahmen sie, die das Vermögen einer Generation weit überstiegen. Sie trugen die Kunst in das schlichte Bürgerhaus, schmückten das kleinste Gerät mit Schönheit und machten ihr Leben bunt, dass es glänzte und leuchtete wie die Frühlingsflur. Wie prangten sie einher in schmucken Gewändern und köstlichem Geschmeide, wie wussten sie herzhaft zu schmausen und fröhliche Kurzweil zu treiben! Und wenn die Fidel unter der Dorflinde erklang, dann ließ man den Pflug im Felde und den Krug am Brunnen und schwang sich lustig im Ridewanz und Hoppelden. Das Leben war reich an Farbe und voll in der Form, man hatte Lust am Leben und nahm sich die Zeit dazu.

Und hinter allem stand der Knochenmann und hob seine Sense. So kann man an den Tod denken und doch im Leben schaffen und sich des Lebens freuen.


© August Wibbelt (1862-1947)

Jeder fühlt ...

 



Jeder fühlt, dass er etwas anderes ist als ein von einem anderen einst belebtes Nichts. Daraus entsteht ihm die Zuversicht, dass der Tod wohl seinem Leben, jedoch nicht seinem Dasein ein Ende machen kann.



© Arthur Schopenhauer (1788-1860)

Donnerstag, 16. Februar 2023

Tadle nicht ...


 

Tadle nicht des Schicksals Fügung,

denn du änderst nicht sein Spiel.


© Peter von Bohlen (1796-1840)

Mittwoch, 15. Februar 2023

Es kann ja nicht immer so bleiben ...


 

Es kann ja nicht immer so bleiben

hier unter dem wechselnden Mond;

es blüht eine Zeit und verwelket,

was mit uns die Erde bewohnt.


Es haben viel fröhliche Menschen

lang vor uns gelebt und gelacht;

den Ruhenden unter dem Rasen

sei fröhlich ein Becher gebracht.


Es werden viel fröhliche Menschen

lang nach uns des Lebens sich freu'n,

und Ruhenden unter dem Rasen

den Becher der Fröhlichkeit weih'n ....



© August von Kotzebue (1761-1819)

Wenn je ...

 



Wenn je sein Schweigen bräche

des Grabes Mund,

wenn je der Tote spräche,

er gäbe kund:

"Das einzig friedensvolle,

das höchste Gut,

das ist die Erdenscholle,

die auf mir ruht."



© Hieronymus Lorm (1821-1902)

Was wir bergen ...


 

Was wir bergen

in den Särgen

ist der Erde Kleid.

Was wir lieben,

ist geblieben,

bleibt in Ewigkeit.



© Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Soll 's zum Sterben gehn ...


 

Soll 's zum Sterben gehn,

wollst Du bei mir stehn,

mich durchs Todestal begleiten

und zur Herrlichkeit geleiten.


© Georgi Ludowig Haccius (1773-1817)

Dienstag, 14. Februar 2023

Du ruhst in Gott

 



"Hier ruht in Gott" ----- nicht weiter lesen

kann ich die alte Inschrift dort.

Sie spricht von Tod wohl und Verwesen,

ein lichtes Auferstehungswort.

Mit weißen Blüten überhüllet

ein schattiger Jasminenstrauch

des Kreuzes goldne Schrift, erfüllet

die Luft mit süßem Würzehauch.

Der dichte Strauch gibt lieben Gästen

willkommne Zuflucht still und traut:

ein Hänfling hat in seinen Ästen

sein leichtes kleines Nest gebaut.

Rings heil'ge Stille --- nur das leise

Gesumm der Biene füllt die Luft.

Wohl mag sich 's von der Lebensreise

hier selig ruhn im Blumenduft.

Wer möchte nicht so süß geborgen

wie du vor Sünde, Hass und Spott

entgegen ruhn dem ew'gen Morgen!

Schlaf wohl, schlaf wohl. "Du ruhst in Gott."



© Eduard Ferrand (1813-1842)

Sonntag, 12. Februar 2023

Mehr als einmal ...


 

Nicht nur einen Tod gibt es. 

Der uns dahinrafft, ist nur der letzte.


© Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.)

Der Tod allein ...


 

Ich sage, weil der Tod allein mich machet frei,

dass er das beste Ding aus allen Dingen sei.



© Johann Scheffler (Angelus Silesius) (1624-1677)

O weh .....


 

O, diese Rose stirbt ! 

Zu schön ---- o weh !

Zu kostbar für den Acheron !


© Friedrich von Schiller (1759-1805),  aus "Semele" (gedichtet 1784)

christlich und selig


 


Ach Gott, hilf mir erwerben,

christlich zu leben und selig zu sterben!

Christlich gelebt und selig gestorben,

ist ja genugsam auf Erden erworben.



(Spruch an einem Hause in Ried, 1769)

Freitag, 10. Februar 2023

Land !

 



Der Himmel hängt voll Wolken schwer, 

ich seh das blaue Zelt kaum mehr.

Doch über Wolken - hell und klar -

nehm' ich ein freundlich' Auge wahr.


Es tobt der Sturm mit wilder Macht.

Sie wird so dunkel oft, die Nacht;

doch wenn auch meine Seele bebt,

sie weiß, dass dort ihr Heiland lebt.


Sie zöge gar zu gern hinaus

ins große, weite Vaterhaus,

doch hält in Gottes Kraft sie still,

bis er, bis er sie lösen will.


Die Erd' ist mir ein morsches Boot,

das unter mir zu sinken droht.

Ich steh nach oben hingewandt,

mit einem Fuß auf seinem Rand.


Gebeutst du, Herr, mit einem Blick,

so schleudr' ich's hinter mir zurück,

und schwinge mich an deiner Hand

hinauf, hinauf und jauchze: Land !


Ich ginge gern, so gern zu dir!

Doch wenn du mich noch länger hier

in Sturm und dunklen Nächten lässt,

so halt' du meine Seele fest:


Dass sie, in Sturm und Nächten treu,

zu deiner Ehre wacker sei,

bis du mir rufst: "Nun ist's mir recht,

nun kannst du kommen, frommer Knecht."



© Heinrich Möwer (1793-1834)

Demütige Annahme

 



Wenn das Leben eine Freude ist, so darf uns auch der Tod nicht mißfallen, da er aus der Hand desselben Meisters kommt.



© Michelangelo (1475-1564)

Ein flücht'ger Gruß

 



Du kamst und gingst mit leiser Spur,

ein flücht'ger Gruß im Erdenland.

Woher? Wohin? Wir wissen nur:

Aus Gottes Hand, in Gottes Hand.



© Johann Ludwig Uhland (1787-1862)

Donnerstag, 9. Februar 2023

Schrittweise


 

Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt,

klein wird dein letzter sein.

Den ersten gehn Vater und Mutter mit,

den letzten gehst du allein.


Sei's um ein Jahr, dann gehst du, Kind,

viel Schritte unbewacht.

Wer weiß, was das dann für Schritte sind

im Licht und in der Nacht?


Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt.

Groß ist die Welt und dein.

Wir werden, mein Kind, nach dem letzten Schritt

wieder beisammen sein.



© Albrecht Goes (1908-2000)

Samstag, 21. Januar 2023

Betrachtungen vom Tode


1. Erwäge, wie ungewiß der Tag deines Todes sei. O meine Seele, es kommt der Tag, da du aus diesem Leibe ausziehen mußt. Wann wird dieses geschehen, im Sommer oder im Winter? Wenn du in der Stadt oder auf dem Lande bist? Am Tage oder bei Nacht? Wird der Tod dich plötzlich überfallen oder seine Anzeige vorhersenden? Wird er die Folge einer Krankheit oder eines Zufalles sein? Wirst du noch beichten können oder nicht? Wird dein Gewissensrat und geistlicher Vater an deiner Seite stehen oder nicht? Ach, von all diesem wissen wir gar nichts. Nur dieses steht fest: daß wir sterben müssen, und früher, als wir es meinen.

2. Erwäge, daß dann das Ende der Welt, wenigstens für dich, gekommen ist; denn für dich ist sie nicht mehr, und vor deinen Augen wird sie in Trümmer gehen. Ja, und die Vergnügungen, die Eitelkeiten, die weltlichen Freuden, die eitlen Neigungen werden uns dann wie Luft- und Nebelgebilde vorkommen! O Elend ... Und um dieser Nichtswürdigkeiten, um dieser Trugbilder willen habe ich meinen Gott beleidigt. Dann wirst du es erkennen, daß wir Gott um eines Nichts willen verlassen haben. Aber wie werden uns im Gegenteil dann auch die Frömmigkeit, die guten Werke als so wünschenswerte und liebliche Güter erscheinen! O warum bin ich nicht diesem schönen und lieblichen Pfade gefolgt ... In jenem Augenblicke werden die Sünden, die uns nur gering däuchten, zur Bergesgröße anwachsen, deine Frömmigkeit aber wird ins Kleine zusammenschrumpfen.

3. Bedenke den großen und traurigen Abschied, den deine Seele von dieser Welt nehmen wird; sie wird Abschied nehmen von den Reichtümern, von den Eitelkeiten, von den nichtigen Gesellschaften, von den Weltfreuden, vom Zeitvertreib, von Freunden und Nachbarn, von den Eltern, von Gatte und Gattin, kurz von jedem Geschöpfe; und endlich auch von ihrem Körper, den sie erblasst, mißgestaltet und verzerrt, hässlich und im Modergeruch auf Erden zurücklassen wird. 

4. Betrachte die Eilfertigkeit, mit welcher man diesen Leib sodann aufhebt und ihn in den Schoß der Erde birgt; und ist dieses vorbei, dann denkt man nicht mehr an dich, und man wird deiner so wenig gedenken, als du anderer Verstorbener gedachtest. Der Herr schenk ihm die ewige Ruhe, ruft man noch nach, und hiermit ist es aus. O Tod, wie greifst du so rücksichtslos, so gewaltsam ein!

5. Erwäge, daß die Seele, wenn sie den Leib verläßt, den Weg zur Rechten oder zur Linken einschlägt. Ach, welchen Weg wird deine Seele einschlagen? Welchen Pfad wird sie nehmen? Keinen andern, als den sie schon in dieser Welt zu wandeln begonnen hatte.


© Franz von Sales (1567-1622)