Sonntag, 22. Februar 2015

Man gebe mir ...



Man gebe mir ein Streichholz her!
Ich will das alte Licht entzünden,
dass endlich Nacht und Kälte schwinden.
Auch möchte ich die Wege finden,
die zeitbedeckt sind (wird 's auch schwer).

Man gebe einen Besen mir.
Ich will den Schmerz zur Uhr rausfegen,
will Tränen sanft zur Seite legen,
all die verlebten Stunden pflegen,
so dass sie blühend sind im Hier.

Man gebe mir den rechten Blick.
Ich will Erinnerungen sehen,
will in den alten Tagen stehen,
und nicht durch trübe Täler gehen.
Der Dank wirft seinen Blick zurück ...

Man gebe Mut mir für die Zeit.
Ich bin ein Fremder in der Trauer.
Ein gar so schlechter Mauerbauer.
Zudem sind Schmerzen, die von Dauer,
ein mir noch neues Seelenkleid.

Man gebe mir das Glück von einst.
Mehr will ich nicht (ich bin bescheiden).
Nur dieses Glück mitsamt der Freuden.
"Gibt es im Himmel Höllenleiden?
Und ob du auf den Sternen weinst????"



(c) Bettina Lichtner

Samstag, 14. Februar 2015

Frühling wird 's



Frühling wird 's. Das Leben brodelt.
Zarte Knospen drängt 's ins Licht.
Vogelmänner suchen -frauen,
um zu zweit ein Nest zu bauen.
Frühling wird 's. Das Leben brodelt.
Außer deins. Du lebst ja nicht.

Frühling wird 's. Die ersten Strahlen
tauen kalte Stunden auf.
Durch die Gassen hallt ein Lachen.
Freude, Liebe, Glück erwachen.
Frühling wird 's. Doch erste Strahlen
wecken keine Toten auf.

Frühling wird 's. Die Farben drängen
sich zurück in diese Welt.
Bald frohlockt ein bunter Reigen
nach dem langen Winterschweigen.
Frühling wird 's. Die Farben drängen
auch auf deinem Friedhofsfeld.

Frühling wird 's. Die Kälte schwindet.
Wer noch lebt, genießt die Zeit.
Und man plaudert froh im Freien.
Und der Lenz will Kraft verleihen.
Frühling wird 's. Die Kälte schwindet.
Nicht in mir. Mich quält das Leid.



(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 10. Februar 2015

Küsse alter Tage



Ich lege meine Arme um die Leere,
ich greife mit den Händen in das Nichts.
Wo bist du nur geblieben, Kind des Lichts?
So drückend ist die innerliche Schwere.

Die Küsse kommen nimmer von den Lippen.
Die Küsse sind des Windes zarter Hauch.
Sie streicheln mein Gesicht und wandern auch
ins Tränenland da unter meinen Rippen ...

Dort liegen sie und wiegen mit dem Schlage
des Herzens sich zu nie gekanntem Klang.
Sie wiegen sich darinnen schon so lang,
als seien sie ein altes Kind der Klage.

Als kehrten sie zurück ins Haus der Liebe.
Als wär' es eine Heimkehr hin zur Freud'.
Die Küsse aus der guten alten Zeit.
Ich wüsst' nicht, wo ich ohne diese bliebe ....



(c) Bettina Lichtner



Sonntag, 8. Februar 2015

Der ewige Patient



Ich habe die Werkstatt bis heut' nicht gefunden,
die 's Herz repariert, das zerrissen mir liegt.
Und weiter quillt Schmerz aus den blutenden Wunden.
Es bleibet dabei, dass das Leid mich besiegt.

Es gibt kein Rezept, die Verletzung zu heilen.
Kein Wort trifft den Ton, den die Seele jetzt braucht.
Und niemand ist da, der sich bietet zum Teilen
des Leids, das mich weiter ins Finstere taucht.

Die Spritzen und Säfte und Salben und Pillen,
die haben die Wirkung um Längen verfehlt.
Es gibt wohl kein Mittel, das Weh mir zu stillen.
Kein Trost hat bislang mir die Seele geölt.

Nicht hämmern noch löten, noch sägen, noch meißeln -
kein Werkzeug der Welt macht 's Zerbrochene ganz.
Wie lang werden Schmerzen und Tränen mich geißeln?
Ich bin ein Patient in der Not-Ambulanz.


(c) Bettina Lichtner



Donnerstag, 5. Februar 2015

Leises Pochen



War da nicht ein Klopfgeräusch?
Dort, an meines Herzens Türe?
Schweiget stille, Blut und Fleisch,
dass ich 's noch- und nochmal spüre.

's hat ja so vertraut gepocht.
Unaufhörlich. Zaghaft. Leise.
Wohl bekannte Art und Weise
einer Hand, die ich gemocht.

Die der Tod mir zwar entriss,
doch nun gibt sie sich die Ehre.
Jene ist es, die ich höre.
Ja, sie ist es!! Ganz gewiss.

Und die lange Warterei
auf den Gast in meiner Stube
(gestern noch die Trauergrube)
ist nun endgültig vorbei.



(c) Bettina Lichtner

Dienstag, 3. Februar 2015

Abgelebt



Die Zeit entfernt dich mehr und mehr.
Die Einsamkeit erstürmt die Jahre,
und gibt das Frohe nimmer her.
's liegt alles, alles auf der Bahre.

Ich habe Fernweh. Will zu dir.
Will endlich in den Himmel steigen,
dass wir vereint sind. Wieder wir.
Und muss mich doch dem Schicksal beugen ...

Ich kämpf' mit Tränen. Schwere Schlacht.
Sie siegen meist. Sie siegen immer.
Sie siegen tags und in der Nacht.
Ich trage sie durch jedes Zimmer.

Es bleibt mir nur die Dankbarkeit.
Dazu ein voller Krug an Liebe.
Und unsre abgelebte Zeit,
mit der ich mich zu einen übe.



(c) Bettina Lichtner

Montag, 2. Februar 2015

never forget



Hütet Euch vor dem Vergessen!
Wahret den, der in der Gruft.
Tut nicht so, als sei er Luft,
denn das ist nicht angemessen.

Denkt an den, der Euch verblichen,
dass es ihn im Himmel freut.
Nehmt Euch regelmäßig Zeit,
jenen zu verinnerlichen.

Weist ihm einen Platz im Leben,
wo er sich geborgen fühlt,
wo er weiter lacht und spielt,
so als würd' es ihn noch geben ...

Sprecht zu ihm mit schönen Worten.
Seine Antwort kommt gewiss.
Er ist da, von morgens bis
hin zur Nacht. An allen Orten.

Wenn Ihr nimmer ihn beachtet,
ihn vergesst, bei Gott, dann droht,
wahrlich ihm der bittre Tod.
Bloß weil Ihr nicht an ihn dachtet ...


(c) Bettina Lichtner