Sonntag, 24. August 2025
Ich werde euch wiedersehen (Johannes 16, 22)
Samstag, 23. August 2025
Das künftige Leben
Die Larve des Hirschhornkäfers baut sich bei der Verpuppung ein größeres Gehäuse, als sie zur Ausfüllung mit ihrem zusammengekrümmten Leibe braucht, damit die dereinst sich entwickelnden Hörner auch noch Platz haben. Was weiß die Larve von ihrem künftigen Leben und ihrer künftigen Daseinsform?
Meint man, dieselbe Macht, die den Hirschhornkäfer und den Menschen schuf, habe dem Käfer Wahrheit in den Instinkt und dem Menschen Lüge in den Glauben gelegt, der ihn sein Leben jetzt schon in Richtung auf das künftige anlegen lässt?
(c) Hans von Rüter (um 1500-1558)
Donnerstag, 21. August 2025
Sei bereit
Oft geht man aus
und kommt nicht mehr nach Haus.
Darum, o Mensch, sei jederzeit
auf einen guten Tod bereit.
(alte Grabinschrift)
Die Toten ruhen aus
Die Toten ruhen von ihrer Arbeit - nicht allein von der eigentlichen Arbeit, sondern auch von aller Beschwerde und Hitze, von aller Plage und Drangsal, von allem Kummer- und Sorgengefühl, von allen quälenden Gedanken und von allen bangen Träumen des Lebens, von aller Tagesmühe und von allen Nachtschrecken.
O, es ist keiner hinübergegangen, der nicht seine Last, sein Leid und seine Ängste gehabt: denn auf Erden kannst du ja keinen Schritt tun, ohne das Elend anzutreffen; auf deinem Freudenwege steht es plötzlich vor dir; unter Rosengebüschen richtet die dunkle Gestalt unerwartet sich auf, und selbst die fröhliche Jugend entgeht seinen Nachstellungen nicht. Viel, viel hätte der Heimgegangene bei einem längeren Erdenleben noch erdulden müssen, wovon ihn jetzt nichts mehr zu erreichen vermag - in der süßen Sicherheit, an dem Herzen des allmächtigen Vaters, in seinem hellen Himmelreiche.
Die Toten sehen den Tag, die Nacht ist auf ewig vergangen. Lichthell glänzt es ihnen über die unermesslichen Schöpfungen hin, die alle von Wonne blühen. Gott, nach dem sie verlangten in der dürren Wüste, ist nun ganz ihr Labsal und ihr Entzücken; der Erlöser, den sie unaussprechlich liebten, da sie ihn nicht sahen, nun ganz ihr Anschauen und ihr Besitz; die Religion, die sie so hoch verehrten, aus der Ferne zu ihnen hinüberblickend, sind ihre vertrauteste Gemeinschaft.
Gott hat sie gefordert - nach seinem weisen und gnädigen Rate; für sie und für dich war es das Beste, dass sie jetzt schieden. Willst du dem weisen und gnädigen Rate widerstehen - ihrem und deinem Glücke? - Nein, unterwirf dich in Demut und Vertrauen.
Zu seinen Freuden hat er sie gerufen, zu dem, was sie immer suchten, zu dem Höchsten, was ein Menschenherz zu fassen und nicht zu fassen vermag. Lass sie der Freude und bete den an, der ihnen das Höchste gegeben hat.
Ich kann, sprichst du, die himmlische Freude weder verlangen, noch empfinden, ohne auf Erden zu leiden ---, die Krone der Ewigkeit nicht davon tragen, ohne im irdischen Leben zu kämpfen. Wie die Geduld, so der Ersatz, wie die Arbeit, so der Lohn -- in demselben Verhältnis, aber in viel größerem Maße --, je nachdem ich im Leiden Sanftmut und Demut geübt, Kraft der Ergebung gewonnen, meine Liebe bewährt und gestärkt habe.
(c) Friedrich Ehrenberg (1776-1852)
Es tönt wie Trost
Wo düstere Zypressen wehn
am wohlgepflegten Grab,
und wo die schönsten Rosen stehn,
wo Freunde kommen, Freunde gehn ---
da senkt man dich hinab.
Dir singt die Nachtigall im Baum
in milder Sommernacht;
es tönt wie Trost im Friedhofsraum:
des Lebens Lust ist gleich dem Traum,
gestorben heißt ---- erwacht.
(c) Auguste Schmidt (1833-1902)
Samstag, 16. August 2025
Lebewohl
Lebt wohl, wir sehn uns wieder.
Lasst uns zur Heimat gehn.
Ihr Freunde und ihr Brüder,
Lebt wohl, Auf Wiedersehn.
Lebt wohl, wir müssen scheiden,
ihr Täler und ihr Höhn
mit euren trauten Freuden:
wir werden schönre sehn.
Lebt wohl, im Herrn verbunden,
den Heimatweg zu gehn.
Ihr, die ihr ihn gefunden:
Lebt wohl, Auf Wiedersehn.
(c) Christian Heinrich Zeller (1779-1860)
Freitag, 15. August 2025
Die Gnadensonne
Wenn ich des Nachts oft lieg' in Not,
verschlossen, gleich als wär' ich tot,
lässt du mir früh die Gnadensonn'
aufgehn: nach Trauern Freud' und Wonn'.
Halleluja.
(c) Johann Heermann (1585-1647)
Mittwoch, 23. Juli 2025
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder.
Die Ähren wogten sacht.
Es rauschten leis' die Wälder.
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus'.
(c) Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Sonntag, 20. Juli 2025
Jeder meiner Schritte
Jeder meiner Schritte ruft mir in Erinnerung, dass ich - wohin ich auch gehe - immer zur Ewigkeit unterwegs bin.
(c) Hérder Camara (1909-1999)
Samstag, 19. Juli 2025
Ist mir angst ...
Ist mir angst, so flehe
ich zu dir, mein Gott.
Ob ich auch nichts sehe,
du bist da in Not.
Du bleibst mein Erretter,
du erhörst mein Schrei'n;
wirst in Sturm und Wetter
Fels und Burg mir sein.
(c) Johann Christoph Blumhardt (1805-1880)
Auch am Abend dieser Welt
Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht.
Führ' uns durch Finsternis zum Licht.
Bleib' auch am Abend dieser Welt
als Hilf' und Hort uns zugesellt.
(c) Johann Gottfried Herder (1744-1803)
Freitag, 18. Juli 2025
Meine ganze Ohnmacht ...
Meine ganze Ohnmacht,
was mich beugt und lähmt,
bringe ich vor dich.
Wandle sie in Stärke,
Herr, erbarme dich ....
(c) Eugen Eckert (*1954)
Mittwoch, 16. Juli 2025
Millionen Jahre
Glaubenskraft
Das Wort Gottes gibt uns nicht immer die Kraft, die Verhältnisse zu ändern.
Es kann uns aber die Kraft geben, sie im Glauben zu ertragen.
(c) Mikko Juva (1918-2004)
Montag, 14. Juli 2025
Geh nicht vorüber ...
Geh nicht vorüber am Erdenleid !
Das Meer der Trübsal ist tief und weit.
So mancher ringt mit der dunklen Flut.
Wirf ihm ein Seil zu und mach ihm Mut.
(c) Eva von Tiele-Winckler (1866-1930)
Fasst ihn wohl ...
Die ihr schwebt in großem Leide,
sehet, hier
ist die Tür
zu der wahren Freude.
Fasst ihn wohl, er wird euch führen
an den Ort,
da hinfort
euch kein Kreuz wird rühren.
(c) Paul Gerhardt (1607-1676)
Sonntag, 13. Juli 2025
Das Leben - ein Wandern
Ein Tag, der sagt dem andern,
mein Leben sei ein Wandern
zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, so schöne,
mein Herz an dich gewöhne.
Mein Heim ist nicht in dieser Zeit.
(c) Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Samstag, 12. Juli 2025
Durch alle Dunkelheiten
Wir dürfen nur nicht zagen,
wenn wir den Weg nicht sehn;
auch in den schwersten Tagen
willst du, Herr, mit uns gehn.
Du stehst uns ja zur Seiten
und führst uns Schritt für Schritt.
Durch alle Dunkelheiten
gehst du getreulich mit ...
(c) Käte Walter (1886-1985)
Freitag, 11. Juli 2025
Wir sind uns alle gleich
Mag dies und das uns scheiden,
sich trennen arm und reich ---
durch Tod und Schuld und Leiden
sind wir uns alle gleich.
Ja, alle sind wir allen
auf Erden tief verwandt
und müssen alle fallen
einst in die gleiche Hand.
(c) Arno Pötzsch (1900-1956)
Donnerstag, 10. Juli 2025
Wie 's ihm gefällt ...
Auf ihn will ich vertrauen
in meiner schweren Zeit.
Es kann mich nicht gereuen,
er wendet alles Leid.
Ihm sei es heimgestellt.
Mein Leib, mein Seel', mein Leben
sei Gott, dem Herrn ergeben,
er schaff 's, wie 's ihm gefällt.
(c) Ludwig Helmbold (1532-1598)
Dienstag, 8. Juli 2025
Hoffnung & Erwartung
Lasst uns für alle beten, die leben müssen mit einem leeren Platz an ihrer Seite: dass sie um Gottes willen aufgerichtet werden aus ihrem Schmerz; dass sie entdecken, Gott sei für sie wie ein Mitmensch, der trösten und mittragen kann; dass sie ohne Verbitterung ihr Herz offenhalten in Hoffnung und Erwartung.
(c) Huub Oosterhuis (1933-2023)
Sonntag, 6. Juli 2025
Engelwache
Leiden sammelt unsre Sinne,
dass die Seele nicht zerrinne
in den Bildern dieser Welt,
ist wie eine Engelwache,
die im innersten Gemache
des Gemütes Ordnung hält.
(c) Karl Friedrich Harttmann (1743-1815)
Montag, 30. Juni 2025
Licht in der Trauer
Gott walte über deiner Trauer, dass sie dein Leben nicht zerstöre. Er segne deinen Schmerz über das Verlorene und lasse ihn zum Dank werden für das, was er dir einmal schenkte. Er erhalte in dir die Erinnerung an gute Stunden der Vergangenheit, dass sie ein Licht werden in deiner Trauer. Gott tröste dich in deinem Kummer und schenke dir Hoffnung und die Zuversicht, dass er bei dir ist gerade im Dunkel.
(c) Wilma Klevinghaus (1924-1923)